Am vergangenen Dienstag hat sich die vielgepriesene Prof.in Dr.in Martina Leibovici-Mühlberger, die zuletzt mit ihren Ratgebern zu den „Tyrannenkindern“ in der Öffentlichkeit präsent war, in der Sendung „Willkommen Österreich“ im österreichischen Fernsehen im Hinblick auf das Kindsein geoutet. Sie hat die Kinder als „unfertige Organismen“ bezeichnet.
Nun mag der Kontext zu ihrer Aussage beigetragen haben. Wenn man neben Paulus Manker, der für seine geschliffenen wie zynischen Aussagen bekannt ist, sitzt und von Christoph Grissemann und Dirk Stermann in die Mangel eines Fragenstakkatos, das keine Antworten erwartet, genommen wird, kann einem schon der eine oder andere Fauxpas auch in Form von unüberlegten Formulierungen passieren, vor allem, wenn man punkten will. Dennoch sind für mich die Begriffe unfertig und Organismus in sogenannten Erziehungsfragen very old school. Sie verleugnen das Subjektsein jedes Menschen von Geburt bis zum Tod. Sie bringen junge Menschen in die Lage, nicht fertig zu sein und etwas werden zu müssen. Beides führt zur bis heute vorherrschenden unsäglichen Ignoranz der Gleichwürdigkeit des Heranwachsenden mit dem als érwachsen bezeichneten Menschen. Diese Sichtweise muss – auch und vor allem bei jenen, die sich professionell mit jungen Menschen beschäftigen – schleunigst Vergangenheit sein. Punktum.
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Michael Karjalainen-Dräger
diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen. Kategorien
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March 2020
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