Erwin Wagenhofer hat es in diesem Sommer mehrmals mehr oder weniger dirket gesagt, in der ZIB etwa aber auch im großen Interview in der August-Sendung von Nie mehr Schule auf Radio Orange: Die Bildungseliten haben bei allen großen Fragen und Herausforderungen kläglich versagt.
Wer oder was ist denn nun die so genannte „Bildungselite“? Es handelt sich per definitionem um einen Sammelbegriff für eine Gruppe in der Gesellschaft, die über viel anerkannte Bildung verfügt. In dieser Begriffsklärung steckt auch schon die Antwort auf die für viele verwunderliche Feststellung Wagenhofers. Von anerkannter Bildung ist da die Rede. Welche Bildung ist in unserer Gesellschaft anerkannt? Schulbildung und universitäre Bildung wurden zur Basis für jegliches Fortkommen auf diesem Planeten gemacht. Die Ergebnisse sind bekannt. Ich möchte hier einige wesentliche herausgreifen:
Die auf diese Weise verschulten „Bildungsgeliten“ finden keine anderen Lösungen für die großen Herausforderungen der Gegenwart als
Es wird höchste Zeit, dass wir uns das nicht länger gefallen lassen:
Die wahrhaft Gebildeten können locker auf den Status als „Bildungselite“ verzichten. Vertrauen wir also nicht länger denen, die als Bildungseliten gelten, nur weil sie ihre Schulkarriere mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen haben oder im richtigen „Haus“ geboren wurden. Verabschieden wir uns vom „Der Papa (Staat, Papst, …) wird’s schon richten“-Prinzip und gewinnen wir unsere Freiheit zurück, in dem wir als frei-uns-bildende Menschen unserem Verstand und unserem Herzen folgen und die Welt aus diesen alten Angeln heben und auf neue gesunde Füße stellen – und zwar im Kleinen und damit im Großen!
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In diesen Vorwahlzeiten hörte und las ich den Sager, dem mein heutiger Blogbeitrag seinen Titel verdankt, unzählige Male. Als ich den 1. Nie-mehr-Schule-Aktionstag vorbereitete machten sich manche Sorgen, er könnte in der aktuelleren „Flüchtlingskrise“ untergehen. Im Vorfeld meiner Sendung „Nie-mehr-Schule“ auf Radio Orange am 16.9.15, in der ich PolitikerInnen der in ganz Wien wahlwerbenden Parteien zu einer Livediskussion zum Thema Bildung ins Studio bat, meinten manche, dass das derzeit niemanden so wirklich interessieren werde. Und auch die gestrige Live-Diskussion der SpitzenkandidatInnen zur Wien Wahl in ORF 2 und auf PULS 4 war von jenem Argument überschattet – und zwar so intensiv, dass Bildung gar nicht auf der Agenda stand und die Flüchtlingsthematik annähernd die Hälfte der Sendezeit füllte.
Erwin Wagenhofer hat es in seinem Sommergespräch mit mir, das am 21.8.15 auf Radio Orange ausgestrahlt wurde so wunderbar auf den Punkt gebracht: Die Krise der EU, so sagte er, ist dem Versagen der Bildungseliten geschuldet und damit eine Bildungs-Krise. Ich möchte seine Argumentation aufgreifen und ergänzen: Auch die derzeit als Flüchtlingskrise bezeichneten Vorgänge um Krieg und Elend auf der einen Seite und Hoffnung auf ein besseres, freies Leben auf der anderen Seite basieren auf dem Versagen der so genannten Bildungseliten und auf der Vergewaltigung des Bildungssystems, das nur mehr verschult ist und bloß noch der Ausbildung von willigen „Untertanen“ dient. Für mich ist das, was wir derzeit erleben, nämlich einerseits die Notwendigkeit vor Gewalt und Krieg zu fliehen und andererseits der ambivalente Umgang mit denen, denen geholfen werden will (von Verteufelung bis „Verteddybärisierung“), eine Auswirkung genau jenes Systems, das so unantastbar ist, dass es immer hinter all die anderen Themen und somit niemals grundsätzlich in Frage gestellt wird. Wie schon mehrmals an dieser Stelle betont, nutzt das Reformieren des Bestehenden gar nichts. Jede Reform produziert noch mehr vom Gleichen. Es gilt den Wandel einzuleiten. Jetzt. Damit die Herausforderungen der Gegenwart so bewältig werden, dass eine gute Zukunft für uns alle möglich ist. Denn noch sind die „großen Probleme“ lösbar, auch wenn sie uns immer als unlösbar verkauft werden. Wer’s glaubt, ist unselig. Aber wie sagte schon Albert Einstein so treffend: "No problem can be solved from the same level of consciousness that created it." Es geht also nicht bloß um eine Änderung der Denkweise sondern einen Bewusstseinswandel! Das ist das Geheimnis des Erfolgs! |
Michael Karjalainen-Dräger
diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen. Kategorien
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March 2020
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