Nie mehr Schule

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"Nothing worth knowing can be taught ..." (Oscar Wilde)

Die Reformen sind tot. Es lebe der Wandel!

19/11/2015

1 Kommentar

 
Das am vergangenen Dienstag von Bildungsministerin Heinisch-Hosek und Wissenschaftsstaatssekretär Mahrer „abgeklatschte“ Bildungs-Reform-Papier bietet für Bildungsinteressierte keinen Grund zur Freude.
 
Symptomatisch für mich war die Antwort Mahrers auf meine Frage, ob es denn aus seiner Sicht wirklich genüge, die Schule zu digitalisieren, um die jungen Menschen fit für eine Zukunft nach einer zehnjährigen Beschulung zu machen. Er verstieg sich zu den Worten, dass er diese Reform cool, nein fast geil finde (eine Aussage, die auch Schlagzeilen in der ZIB 2 vom 17.11.15 machte) um dann über die Wichtigkeit der Einbeziehung des Kindergartens in die Veränderungen der Bildungslandschaft in Österreich zu reden und den Stehsatz zu gebrauchen, dass es natürlich mehr brauche. Heiße Luft also.
 
Diesen Eindruck wurde ich auch nicht los, als all die anderen Maßnahmen präsentiert wurden, die ich in meinem Beitrag für N21 zusammengefasst habe. Für mich persönlich hat sich einmal mehr die Erkenntnis bestätigt, dass Reformen immer bloß zu einer Verengung und damit Verschlimmerung des Systems führen, das System wird quasi noch mehr System. Aber das hat der Begriff Reform ja so an sich, der besagt, dass etwas „wieder in Form gebracht“ wird, eine Form, die seit Anbeginn besteht. Reformen können per se nie über diese Form hinausweisen.
 
Hier also meine kurze Analyse der Reform, um mich dann wichtigerem zu widmen, nämlich dem not-wendigen Wandel unserer Bildungslandschaft.
 
Die von mir angesprochene Verengung und damit Verschlimmerung des Systems lässt sich wirklich an allem festmachen, was da vorgetragen wurde, ich nehme einige symptomatische Punkte heraus:
  • Die Einführung des Bildungskompasses resultiert aus diesem dem System immanenten Defizitdenken, es soll festgehalten werden, was ein junger Mensch – hier natürlich Kind genannt (also „Noch-nicht-Mensch“) – noch nicht kann und daher noch lernen muss. Dass dieses „Portfolio“ dem Kind „bis zum Ende der Schullaufbahn folgt“ wie es in der Presseunterlage wortwörtlich heißt, erinnert mich eher an „Big Brother“ denn an Fördermaßnahmen, um Talente zu entdecken und Potentiale zu entwickeln.

  • Die Übermalaktionen, um etwas wieder attraktiv zu machen, haben ja schon Tradition. Diesmal orte ich sie gleich in drei Bereichen, nämlich der Umbenennung der Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP) in Berufsbildende Höhere Schule (BHS), was sie ja de facto schon lange sind, dem Türschildertausch bei den amtsführenden SchulratspräsidentInnen, die nun BildungsdirektorInnen heißen, aber das gleiche Aufgabengebiet haben und den Modellregionen für die gemeinsame Schule der 10-14-jährigen, die wir ja jetzt schon haben noch dazu mit größerem Freiraum. Dieser wurde ja jetzt dadurch eingeschränkt, dass nur noch rund 15 % der Schulen pro Bundesland mitmachen dürfen und das diese aus Landesmitteln zu finanzieren sind.

  • Die Schulautonomie beschränkt sich auf eine mögliches „Nein“ von SchulleiterInnen zu neu hinzukommenden LehrerInnen (die alten müssen selbstverständlich behalten werden), ein Globalbudget für Sachaufwand (das in einer ähnlichen Form unter einem anderen Namen schon gegeben hat), die Möglichkeit der Bildung von Lerngruppen und Schulverbünden, was de facto einer Zusammenziehung von Schulstandorten unter eine Leitung und einer Zusammenlegung von  Klassen zu noch größeren Lernendengruppen führen wird, also für den Staat billiger werden soll.

  • Den Vogel aber schießt man mit dem vollmundig Bildungsinnovation betitelten Paket ab: hierin verbirgt sich die flächendeckende Einführung von High-Speed-Internet an allen Schulstandorten bis 2020 und die Gründung einer Bildungsstiftung zum Lukrieren von privaten Mitteln, womit u.a. die Digitalisierung der Schulen und Forschungsprojekte finanziert werden sollen. In welchem Jahrhundert befinden wir uns?
 
Genug der Gedankenverschwendung an ein sterbendes System, das sich durch diese wohl allerletzte Reform noch das eine oder andere Jährchen am Leben halten möchte, aber letztlich zum Sterben verdammt ist. Worum es wirklich geht, ist der Blick in die Zukunft. Ab sofort müssen Bildungsbewegte Schritte einleiten, die junge Menschen fitt fürs Leben und ebendiese Zukunft zu machen. Wandel beginnt immer von unten nach oben, der Wandel von Zwangssystemen natürlich erst recht.
 
In meiner Sendung auf Radio Orange am 18.11. haben meine Studiogäste beredet, wie das gehen könnte. Zwei Schlagworte aus dieser Diskussion scheinen mir im Zusammenhang mit einem wirklichen Wandel ganz wesentlich:
  • das systemimmanente Denken endlich aufzugeben, die bestehenden Strukturen aufzubrechen und völlig Neues zu kreieren („Out-of-the-Box-Denken)
  • und sich tatsächlich an den Fragen der (jungen) Menschen, an Ihrer Neugier und ihrem Wissensdurst zu orientieren
 
Bestens dafür eignet sich die von mir in diesem Blog schon mehrfach angesprochene Möglichkeit eines „Frei-Sich-Bildens“ mit Unterstützung von BildungswegbegleiterInnen und MentorInnen in von der öffentlichen Hand finanzierten und organisierten Bildungs-Räumen auf der Basis der Gedanken von Ivan Illich und Bertrand Stern. Diese nachfrageorientierte Form der Bildung führt in völlig neue Dimensionen, die den ganzen Menschen als Subjekt wahr- und ernstnimmt und ihm so sein je individuelles Sein zugesteht. Menschen, die sich auf diese Weise bilden, werden um Ihren Beitrag in der Gemeinschaft der Menschheit wissen und eine völlige neue Lebensweise mit Zukunft auf unserem Planeten Erde etablieren.
 
Um diese Utopie Realität werden zu lassen, brauchen wir (junge) Menschen, die schon jetzt die Strukturen der Zwangsbeschulung mit ihren „Totes-Wissen-Prüfungen“ hinter sich lassen und sich auf ganz persönliche Bildungswege begeben. Sie brauchen Räume und Begleitung, die es umgehend zu schaffen gilt. Der für 2016 geplante „Nie-mehr-Schule“-Aktionstag wird dieses Thema tiefgreifend und auf vielen Ebenen behandeln. Ich lade alle Bildungsbewegten schon jetzt ein, Aktionäre dieser Idee zu werden und sich an vielen Orten, auf vielen Straßen aber doch gemeinsam auf den Weg zu machen, um die Zukunft der Bildung schon in unserer Gegenwart zu realisieren.
1 Kommentar
Bastiaan Zapf
23/11/2015 14:49:48

"Reform" bedeutet wörtlich "neu formen" oder "umformen". Das Wort ist als Gegensatz zu "Revolution" zu lesen, was etwa "Umsturz" oder "Neuanfang" bedeutet. Die pädagogikspezifische Reformallergie lässt sich erstens darauf zurückführen, dass viele "Bildungreformen" der letzten 75 Jahre tatsächlich gar nichts verändern sollten, zweitens darauf, dass ungefähr alle Menschen lieber weitermachen wie bisher als eine Veränderung zu wagen. Der Korrektiv der Behörden tut sein übriges, dass Pädagogen jetzt kollektiv nach Revolution blöken, und dabei übersehen, dass diese Pose auch schon seit 75 Jahren eingenommen wird. Statt rumzublubbern, sollten diese Leute etwas tun.

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    Michael Karjalainen-Dräger

    diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen.
    Im Jahr 2015 hat er sich auf den Weg zu den "Landschaften der freien Bildung" (Bertrand Stern) gemacht und im September 2016 den bildungsRaum für junge Menschen ab 5 gegründet.

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