Nie mehr Schule

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"Nothing worth knowing can be taught ..." (Oscar Wilde)

Eltern als Lerntrainer - No-Go!

21/8/2017

2 Kommentare

 
Gleich zu Beginn der Ferien wurde auf orf.at unter der Schlagzeile „Eltern als Lerntrainer“ ein Artikel gepostet, der sich mit einer veritablen Misere des gegenwärtigen Schul-Unterrichts beschäftigt. Tatsächlich ist es aus meiner Erfahrung und auch aufgrund der vielen mir zugetragenen Schul-Geschichten Usus, dass Eltern für die Hausübungen ihrer Sprösslinge verantwortlich gemacht werden. Mag es zwar richtig sein, dass man ihnen die Verantwortung dafür übergibt, dass ihre Kinder ihre Hausübungen machen, so kann damit keineswegs verbunden sein, dass man auf Richtigkeit und Vollständigkeit achten muss. Letzteres aber wird sehr oft von den Unterrichtenden erwartet oder sogar gefordert. Hier handelt es sich aus meiner Sicht eindeutig um eine Retourkutsche der ebenso verkehrten Forderung zahlreicher Eltern, die Schule und deren LehrerInnen mögen die Erziehung des Nachwuchses übernehmen. Eine reflektierte Haltung sieht anders aus.

An dieser Stelle möchte ich nochmals die Sinnhaftigkeit von Hausübungen in Frage stellen, gehen sie doch von einem Lernvorgang aus, der mechanistische Grundzüge trägt. Allerdings kann ein nicht verstandener Inhalt auch durch eine Hausübung, bei der SchülerInnen nicht auf eine Fachkraft zurückgreifen können, nicht erlernt werden. Zudem gehen aktuelle Erkenntnisse der Hirnforschung davon aus, dass nur dort wirklich gelernt wird, wo Interesse da ist und wo Probleme (alleine, in Teams oder auch mit Unterstützung) gelöst werden können. Auf diese Weise bilden sich bleibende Synapsen.

Eltern sollen Eltern sein, LehrerInnen bei ihrem „Leisten“ bleiben. Eltern als Lerntrainer sind daher ein No-Go! Um diese Sichtweise tatsächlich zu verankern, muss sich Unterricht allerdings grundlegend ändern. Auch gilt es das ganze Schulsystem in Frage zu stellen, da es – trotz aller Reformen - immer noch auf dem Bild des „Nürnburger Trichters“ aufbaut. Das einzige was damit tatsächlich erreicht werden kann, ist eine nachhaltige Beschädigung der Lernfreude. Lernen und Unterricht werden synonym gesetzt, die Freude am Neuen, die Neugier am Dasein, die jedem Menschen in die Wiege gelegt wird, leidet. Man zieht sich auf Bewährtes und Bekanntes zurück und hofft, dass das reicht, das Leben zu bewältigen. Auf diesem Weg aber werden die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft nicht bewältigt werden können.

Wenn Schule aber einen wirklichen Beitrag zur Lösung aktueller und zukünftiger Probleme leisten will, dann hat sie die Notwendigkeit sich von Grund auf zu wandeln. Dafür sollten sich alle Beteiligten einsetzen, auch wenn das Problem zumindest aus Eltern- und SchülerInnensicht auf 9 bis 12 Jahre beschränkt ist.
2 Kommentare
Louisa
9/1/2018 12:57:45

Aus der Sicht jener Familien, die es geschafft haben, für ihre Kinder ein Lernfeld daheim aufzubauen (und ihren Kindern eine funktionierende Freilernergemeinschaft anzubieten), ist die Aussage, dass "Eltern bei ihrem Leisten" bleiben sollten, nicht widerspruchslos hinnehmbar.
Aus Sicht überarbeiteter Eltern hingegen ist sie verständlich.
Generell sollte man vielleicht sagen, dass es auf die Eltern, ihre Ambitionen, Gewohnheiten und Ziele ankommt - ob, und in welchem Maße sie das Lernen ihrer Kinder begleiten und mitgestalten.
Mit der Ausgrenzung der Eltern aus dem Schulbetrieb habe ich keine guten Erfahrungen. Allerdings war meine Tochter in einer Schule, die alles Schulische intern abgewickelt hat (bis ca 15:30) - daheim ging es dann nur mehr um das vertiefte "Verdauen", sowie um den da und dort benötigten Rückhalt bei eventuellen Konflikten mit Freunden oder Lehrern.
Ich hätte mich aber gewehrt, hätte man mir als Elternteil gesagt, ich möge bei meinem Leisten bleiben, denn es gab Inhalte, deren Vermittlung tatsächlich mir überlassen blieb, weil eine Lehrerin sie nicht gut vermitteln konnte, und darüber bin ich froh.

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
10/1/2018 08:49:28

Ja, Louisa, dem kann ich einiges abgewinnen. Meine Kritik richtet sich an das System Schule, das Eltern quasi beauftragt, sich um den Lernerfolg ihrer Kinder zu kümmern. Aber das ist wohl bei jener Art, wie Schule Lernen sieht, auch gar nicht anders möglich. Das heißt für mich also, dass sich Schule ändern muss, wenn sie tatsächlich zur Bildung eines Menschen beitragen will. Eltern möchte ich darin stärken, das System mitzgestalten und zwar nicht in dem sie hier einfach mitspielen und eben zu LernbegleiterInnen (im schulischen Sinn) werden, sondern die Schule (heraus)fordern, eine wirkliche "Schule" zu werden. Eltern werden immer ein wesentlicher Faktor in der Bildung ihrer Kinder sein, aber sie sind eben Eltern und nicht LehrerInnen oder MentorInnen oder LernbegleiterInnen (im schulischen Sinn). Von ihnen können die jungen Menschen jede Menge lernen, da sie als "Vorbilder" einen großen Einfluss auf die Heranwachsenden ausüben (bewusst und unbewusst). Ich möchte jedenfalls als Vater zur Bildung meiner Kinder beitragen, nicht als "Hilfslehrer", der zuhause das vermittelt, was die Lehrkraft nicht geschafft hat. Zudem bin ich in vielen schulischen Wissensgebieten einfach völlig inkompetent.

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    Michael Karjalainen-Dräger

    diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen.
    Im Jahr 2015 hat er sich auf den Weg zu den "Landschaften der freien Bildung" (Bertrand Stern) gemacht und im September 2016 den bildungsRaum für junge Menschen ab 5 gegründet.

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