Immer noch wird an der Institution Schule herumgedoktert. Immer noch stellt man vieles in Frage, aber nicht das Entscheidende, nämlich den Unterricht. Immer noch hält man von allen Seiten daran fest, dass es eine Schulreform braucht, obwohl doch bitte in den letzten Jahren eine Reform die andere gejagt hat ...
Reform? Ja, Reform. Wie der Duden schon sagt, meint der Begriff die „planmäßige Neuordnung, Umgestaltung, Verbesserung des Bestehenden (ohne Bruch mit den wesentlichen geistigen und kulturellen Grundlagen)“ Der Klammerausdruck hat es in sich, er beschreibt das Dilemma, wenn es um eine Reform der Schule geht. Und er weist die Richtung für die Bewältigung desselben. Schule braucht keine weitere Reform, sie muss einen grundlegenden Wandel erfahren. Die Bildungspsychologin Christiane Spiel bestätigt in einem Interview mit der Wiener Zeitung vom vergangenen Montag, das zum Erscheinen ihres neuen Buches „Schule – Lernen fürs Leben?!“ abgedruckt wurde, die verengte Sichtweise mit dem Blick auf Reformen statt Wandel. So meint sie, dass es ein Problem sei, dass Reformbemühungen erst nach circa 10 Jahren (also zwei Legislaturperioden) wirksam würden, was den diesbezüglichen Eifer von PolitikerInnen stark einschränken würde. Sie sieht Veränderungsmöglichkeiten in einer gesunden Mischung von „Top-Down“ und „Bottom-Up“, aber nicht von außen, und spricht von der Notwendigkeit einer „systematischen Implementation“ und von Schulentwicklung, in die die LehrerInnen eingebunden werden müssen. Ebenso werden PISA, Finnland und Südkorea genannt und der Erfolg des Einsatzes von „neuen Medien“ kritisch betrachtet, da sie die Lehrpersonen nicht ersetzen könnten. Zu den Mythen von PISA möchte ich folgendes anmerken:
Wenn wir also dieser Tage wieder und immer wieder erleben, dass Reformen gefordert werden, aber selbst dann, wenn sie umgesetzt werden, scheitern, dann liegt das nicht an der Qualität derselben. Es liegt schlicht und ergreifend daran, dass die Grundlagen des Bildungswesens auf der Institution Schule fußen. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Wer die Institution Schule reformieren will, wird mehr Institution Schule bekommen. Daher sollten wir endlich den Ausbruch aus dieser Institution Schule wagen und unsere Energie für einen wirklichen Wandel einsetzen, alle weiteren Reformbemühungen sind verlorene Liebesmüh’.
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Michael Karjalainen-Dräger
diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen. Kategorien
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March 2020
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