Im Jahr 1989 wurde die "Konvention über die Rechte des Kindes" von den Vereinten Nationen beschlossen. Am heutigen Tag der Kinderrechte, der alljährlich am 20.11. begangen wird, gibt es zahlreiche Feierstunden. Aber zum Feiern kann den Betroffenen nicht wirklich zu Mute sein. Kind zu sein ist oftmals auch heute noch eine Zumutung. Trotz aller Verbesserungen, die sich z.B. in einem Gewaltverbot in der Erziehung auch juristisch niedergeschlagen haben, gibt es auch im seligen Österreich noch jede Menge Verbesserungspotential.
Denn de facto gibt es tatsächlich noch Bereiche, in denen jungen Menschen Gewalt angetan wird, weniger physisch, aber mehr psychisch (etwa der schwer erkennbare emotionale Missbrauch oder Mobbing). Zudem ist die Partizipation von Kindern weiterhin nur sehr eingeschränkt möglich, da sie weiterhin als Objekte (der Erziehung) gesehen werden, denen erst gezeigt werden muss, wie Leben geht, und nicht als Subjekte, ganze, eigenständige Menschen. Um das zu ändern sind die jungen Menschen auf die Unterstützung von Erwachsenen angewiesen. Die Bildungsinstitutionen schaffen das nur zu einem kleinen Teil, weil sie als SystemträgerInnen grundsätzlich kein Interesse daran haben dürfen, dass Kinder eigenständig sind. Information ist außerdem nur der geringste Teil im Hinblick auf das Ergreifen von Rechten. Vielmehr ist es von grundlegender Wichtigkeit, jungen Menschen den Raum und die Freiheit zu geben, diese Rechte auch in Anspruch zu nehmen und sie durchzusetzen. Dazu braucht es die Bereitschaft der Erwachsenen in Familie, Bildung und Politik, sich ernsthaft mit den Jungen auseinanderzusetzen. Es ist also ein gesamtgesellschaftlicher Paradigmenwechsel notwendig, der den Heranwachsenden Gleichwürdigkeit (Jesper Juul) zugesteht. Betonen möchte ich noch einmal die Wichtigkeit des Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 (!), der da lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“ Das gilt für alle Menschen von Geburt an! Wenn wir das endlich einmal begreifen, dann werden alle Zwangsmaßnahmen, die wir den Jungen und Jüngsten auferlegen endlich Geschichte sein und erst wirklicher Raum und wirkliche Freiheit für die Selbstentfaltung des Einzelnen möglich sein, die ein neues Bewusstsein schaffen für die Lösung der Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Menschen, die sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind (Selbst-Bewusstsein), sich auf Ihre Begabungen und Fähigkeiten verlassen können (Selbst-Vertrauen) und diese mit Freude und Engagement zum Nutzen der Gemeinschaft einbringen sind die Zukunft unserer Menschheits-Familie. Ein erster Schritt könnte sein, Kinder aus ihrer Sächlichkeit, Objekthaftigkeit zu befreien, in dem wir sie zu Subjekten machen und sie fortan als junge Menschen ansprechen. Das Kind wird so zum jungen Mann oder zur jungen Frau und wir begegnen ihm zumindest schon einmal sprachlich auf Augenhöhe.
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Michael Karjalainen-Dräger
diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen. Kategorien
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March 2020
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