Nie mehr Schule

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"Nothing worth knowing can be taught ..." (Oscar Wilde)

Vom Schulsystem blind gemacht

19/10/2015

18 Kommentare

 
"No problem can be solved from the same level of consciousness that created it." (Albert Einstein)
Es ist eine traurige Tatsache, dass Menschen, die mit diesem Schulsystem groß geworden sind, kaum in der Lage sind, es reflektiert zu betrachten bzw. es als ganzes in Frage zu stellen. Es ist vielmehr eine logische Konsequenz des Schulbesuchs, dass Menschen genauso denken. Diese Institution, die wir verkehrterweise Schule (vom griech. scholé – Muße) nennen, lässt uns genau mit diesem Blick auf die Welt zurück, dass sie unersetzbar wäre und notwendig, um die Freiheit und Gleichheit des Menschen zu garantieren. Sie vermittelt den Heranwachsenden, dass die Welt nun mal so ist wie sie ist, die beste aller Welten halt, obwohl es jede Menge „unlösbare“ Probleme gibt. Das ist eine sehr dogmatische Sichtweise, da alles als gottgegeben bzw. systemimmanent dargestellt wird. Und mit genau der Sichtweise gehen die Beschulten dann an die Welt heran und die herrschenden Zustände werden als alternativlos empfunden. Bertrand Stern formuliert dieses Phänomen etwa so: Wer einmal beschult wurde ist an die Institution Schule verloren.
 
Die Geschichte kennt aber auch Menschen, die sich dieser Beschulung widersetzt haben. Diese wurden gerade als Schulversager zu historischen Größen wie etwa Albert Einstein.
Es braucht also dringend Menschen, die out of the box, oder wie es Albert Einstein formuliert, von einer anderen Bewusstseinsebene aus auf Probleme schauen. Nur dadurch werden Lösungen und Entwicklungen aus Verstrickungen und Abhängigkeiten überhaupt erst möglich.
 
Auch ich war bis vor wenigen Monaten ein Verfechter von umfassenden Reformen der Institution Schule, in der großen Hoffnung, dass damit alles besser werden würde. Dann habe ich durch erhellende Gespräche und tiefergehende Recherchen erkannt, dass das System und die Institution dadurch nicht veränderbar sind. Jede Reform bringt vielmehr noch mehr vom gleichen. Oder wie bewerten Sie die bisherigen Ergebnisse der Bildungsreform, die in Österreich am 17.11.2015 in Kraft treten soll? Eben …
 
Daher braucht es mehr als diese nächste Reform, es braucht einen tiefgreifenden Wandel. Dieser wird von jenen angestoßen, die über das bestehende System hinaus denken, die Visionen, vielmehr Utopien entwickeln, die für einen Beschulten ver-rückt klingen und die gesellschaftlich im Moment absolut nicht akzeptabel sind. Das ist gut so. Das Neue war immer eine lange Zeit hin unvorstellbar, denken wir etwa ans Fliegen oder an die Frauenrechte.
 
Um sich damit noch nicht auseinandersetzen zu müssen kommen dann so Argumente wie:
  • das können sich ja nur Millionärskinder leisten, ihr Leben nach ihren Fähigkeiten und Talenten zu gestalten,
  • um zu überleben muss man schon funktionstüchtig für den Arbeitsmarkt sein, sonst muss man ja von der Sozialhilfe leben,  und
  • der Islamische Staat wird sicher nicht aufhören, die Welt zu terrorisieren, wenn alle Genies wären und die beste Bildung der Welt hätten.
 
Tatsache aber ist es, dass genau dieses Denken uns von der Institution Schule eingeimpft wurde. Deren Strukturen fußen ja auf miltiärischem Drill und monastischer Stundenglocke. Und genau sie bringen diese ungerechten Verhältnisse hervor, die einerseits zu „Sklaverei“ und Abhängigkeit von einer ungeliebten Erwerbsarbeit führen und andererseits zu brutalen Ausbruchsnotwendigkeiten aus dieser asozialen Ordnung, wie es eben Terror und Vertreibung darstellen.
 
Die kritische Masse, die einen diesbezüglichen Quantensprung auslösen könnte, ist noch nicht erreicht. Aber ich treffe nun fast täglich Menschen, die sich diesbezüglich in Bewegung gesetzt haben.
 
Damit ist es nur noch eine Frage der Zeit ist bis der Bildungswandel einsetzt.
18 Kommentare
Bastiaan Zapf
19/10/2015 13:17:46

Tatsächlich scheint es eines der Ziele "der Schulen" (einer bestimmten Art von Schule) zu sein, Verhaltensweisen zu fördern, die man anderswo vielleicht für "neurotisch" halten würde. Verkennung der Realität bzw. Verblendung ist eines der wichtigsten Mittel, in der Schule erfolgreich zu sein. Das erkennt man besonders deutlich, wenn man mit Schulbefürwortern über Gewalt spricht. Die wird dann schnell mal von der ultima ratio zum einzigen wirksamen Werkzeug, als "natürlich" verklärt oder in ihrer Existenz ganz und gar verleugnet. Und die sich ergebende "psychische Stabilität" wird dann ganz schnell mal zum Bildungsziel.

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
19/10/2015 13:23:19

Wie sagte schon der Psychoanalytiker Friedrich Hacker: Wer junge Menschen mit Gewalt zur Gewaltlosigkeit erziehen will, wird gewaltsame Menschen formen. Die Institution Schule ist strukturell gewaltsam und gewaltvoll - und sie verbiegt alle, die mit diesem System zu tun kriegen, nämlich SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen!

Antwort
Soja
20/10/2015 15:30:35

In welcher modernen Schule wird Gewalt den als moderates Mittel verwendet? Mir ist nicht bekannt, dass in der Schule körperliche bzw. psychische Gewalt aktiv als Mittel genutzt wird, um Schüler_innen zu beschulen. Natürlich kann es zu einem Fehlverhalten kommen, welches ohne Frage zu verurteilen ist. Dies liegt dann aber z.B. an der ungenügenden Ausbildung der Lehrkräfte und nicht am System Schule generell. Zusätzlich gibt es die Gefahr solcher Gewalten auch außerhalb der Schule.
Wenn Sie mit mit Gewalt den strukturierten Alltag in der Schule meinen, kann ich Ihre Meinung schon eher nachvollziehen, auch wenn ich dann trotzdem widersprechen würde.

Michael Karjalainen-Dräger
20/10/2015 15:46:11

@ Soja: Die strukturelle Gewalt der Institution bzw. des Systems Schule liegt darin begründet, dass man sich der Beschulung nicht entziehen kann. In Deutschland existiert sogar ein Schulanwesenheitszwang. In Österreich ist es zwar möglich, der Unterrichtspflicht auch im Rahmen des häuslichen Unterrichts nachzukommen, aber das erspart einem nicht die jährliche Externistenprüfungen. Wenn diese nicht erfolgreich bestanden werden, muss man das betreffende Schuljahr in einer öffentlichen Schule wiederholen. Das NEIN eines jungen Menschen zur Institution Schule wird nicht gehört. Dies widerspricht eklatant den Kinder- und Menschenrechten und ist daher im Rahmen einer Verfassungsklage zu klären.

Soja
20/10/2015 16:29:39

Vielen Dank für die Erläuterung.
Es stimmt, dass man sich (ich kenne nur das deutsche Schulsystem) nicht der Schulpflicht entziehen kann. Dass das NEIN eines Schülers nicht gehört wird, habe ich nicht erlebt. Natürlich besteht auch dann die Schulpflicht weiterhin, doch, so wie ich die Schule erlebe, wird auf die Sorgen und Wünsche der Schüler_innen eingegangen und sie können ihre Interessen mit in die Schule bringen, welche dann auch in der Regel behandelt werden. Es bleibt, dass die körperliche Anwesenheit gesetzlich Vorgegeben ist, alles andere obliegt jedoch der Entscheidung der Schüler_innen. Die Präsenz, die die Gesetze vorgeben, besteht des Weiteren nur bis zu einem gewissen Punkt. Schüler_innen können, nach Ablauf der Schulpflicht, selbst entscheiden bzw. sich dann der Beschulung entziehen. Die Schulpflicht erscheint mir aus verschiedenen Gründen sinnvoll, ich nenne mal 3 Aspekte, die nur auf die Wissensvermittlung in der Schule abzielen und nicht auf soziales Lernen:
1. Sie fordern, dass ein_e Schüler_in selbst entscheiden kann, ob Sie eine Schule besuchen will oder nicht. Der Schulbesuch bringt verschieden Erfahrungen mit sich, die erst im Laufe der Zeit gemacht werden können. Ich denke, dass Schüler_innen diese Zeit brauchen, denn, wenn sie nicht eigene Schulerfahrungen gemacht haben, können sie auch nicht entscheiden, ob dieses System für sie geeignet ist. Das die Schulpflicht ein lange Dauer hat begründe ich mit dem Umfang, den der schulische Inhalt bietet. Ohne Frage werden auch Themen behandelt, die nicht alle Schüler_innen interessieren. Ich finde es allerdings wichtig, dass auch diese behandelt werden, da dadurch die unterschiedlichen aus Meiner Sicht „Weltanschauungen“ den Schüler_innen vorgestellt werden. Schüler_innen können dann eine Neugier entwickeln, die ohne Schule nicht stattfinden würde, da ihnen zu bestimmten Inhalten kein Zugang möglich wäre. Ich selbst bin selten gern zu Schule gegangen. Rückblickend bin ich jedoch froh dort gewesen zu sein, da ich dadurch zu meinem jetzigen Beruf gekommen bin.
2. Sie sprechen Kinder- und Menschenrechte an. Ich selbst bin kein Jurist. Aus meiner Sicht lässt sich mit den Kinder- und Menschenrechte allerdings auch die Gegenposition begründen, denn die Schule bietet eine Basis für das Recht auf Bildung, Recht auf kulturelles Leben, Recht auf Arbeit, Recht auf einen angemessenen Lebensstandard usw., da in der Schule eine Auseinandersetzung mit wesentlichen Inhalten stattfindet. Außerdem wird dadurch die Egalität des Menschen gewährleistet.
3. Ich glaube nicht, dass Schüler_innen im kindlichen Alter die Weitsicht besitzen zu urteilen, ob sie schulische Inhalte lernen möchten oder nicht. Da diese aber Grundsatz für viele weiter Lebenswege sind (Aspekt 2), halte ich es für sinnvoll die Grundbildung zu sichern, auf die eine weitere Entfaltung aufbauen kann, die manchen Kindern ansonsten verwehrt wäre.

Michael Karjalainen-Dräger
22/10/2015 15:14:38

Grundsätzlich möchte ich betonen, dass ich nicht für die Abschaffung der Schule per se bin. Was mir wichtig ist, ist dass es neben der Institution Schule auch noch andere "legale" Bildunsgwege gibt. Das heißt, das es jenen, die einen außerschulischen individuellen Bildungsweg nehmen wollen, auch erlaubt ist, den zu gehen. Schulen der Gegenwart orientieren sich immer noch an den Strukturen von Militär und Klöstern, sie erlauben den Lernenden keinen individuellen Weg. Aus den aktuellen Studien lässt sich zumindest für Österreich keine "Egalisierung" erkennen, Bildung wird trotz oder gerade durch Schulen wie diese weiterhin vererbt. Ich denke ein NEIN eines Menschen muss respektiert werden, wenn dieses NEIN nicht möglich ist, ist das aus meiner Sicht menschenrechts- und daher kinderrechtswidrig. Für mich ist es auch wichtig, dass jene, die andere Bildungswege gehen wollen auch entsprechend begleitet werden. Hier könnten LehrerInnen neue Aufgaben, nämlich dies des Bildungsweg-Begleiters oder des Wissenden übernehmen, der zu einem Thema Antworten auf die Fragen der (jungen) Menschen hat. Schulen wären dann BildungsRäume, die nicht einem Curriculum folgen sondern den Fragen dieser (jungen) Menschen und ihnen Antworten bieten. Diese Gedanken sind auch von Ivan Illich in den 1970er-Jahren und in seinem Gefolge von Bertrand Stern ausgeführt worden.

Georg Brock link
19/10/2015 14:04:53

Ich würde den aufgegriffenen, für mich stimmigen, Gedanken aber noch konsequent weiter führen. Das Bildungssystem ist nur ein Teil unserer Gesellschaft, Teil unserer Kultur geworden. Wir werden Einzelsysteme im Gesamtsystem genauso wenig Reformieren können, wie Schule innerhalb des bestehenden Bildungssystems reformierbar ist. Es bräuchte einen Kultur- (Werte)wandel, damit würde dann wohl noch der ein oder andere Wandel angestoßen.. ;) Auch wir dürfen über unseren Tellerrand("Bildung") hinaus schauen...

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
19/10/2015 14:55:37

Ja, geb ich dir recht. Wobei es wichtig ist, nicht den einen Bereich gegen den anderen auszuspielen sondern zu sehen, dass es in beiden oder in noch mehr Bereichen jeweils ProtagonistInnen des Wandels braucht.

Antwort
Bastiaan Zapf
19/10/2015 14:20:46

Georg, wir schauen doch schon über den Tellerrand hinaus. Jenseits des Schulsystems warten Menschenrechte und Frieden. Jede weitere Verzögerung - und Du scheinst ja für Verzögerung zu sprechen - der nötigen Schritte scheint mir nicht rechtfertigbar. Diese Frage ist keine nach "Henne und Ei". Entweder, die Gesellschaft quillt aus den Schulen, dann sind die Schulen defekt und müssen verändert werden, um die Mißstände aufzuheben, oder die Schulen sind Teil der Gesellschaft, dann hätte man schon etwa 1950 verstehen können, dass der eingeschlagene Weg in die Irre führt. Es gibt hier kein Dilemma. Wer vom Schulsystem betroffen ist - aus welchen Gründen auch immer - muss es verbessern, wenn er nur kann. Wenn er das nicht kann, gibt es jemanden, der ihn hindert, und dieser übernimmt dann die volle Verantwortung für alle Konsequenzen seines eigenen Handelns. Man kann sich in dieser Debatte nicht damit rechtfertigen, dass "die Gesellschaft noch nicht so weit" sei oder ähnlich. Dieser Zug ist abgefahren.

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
19/10/2015 14:54:31

Es gilt wohl beides zu sehen - und jedeR arbeite in seinem Bereich an der not-wendigen Veränderung! Eine Gefahr sehe ich nur dort, wo eineR die/den andereN ausspielen möchte - zum Schaden des Ganzen.

Antwort
Bastiaan Zapf
19/10/2015 15:10:06

Du schreibst das aus einer Situation heraus, in der die Schüler keine Wahl haben, Lehrer aber schon. Lehrer können ihren Beruf aufgeben, Schüler können das nicht. Diese Differenzierung ist im System angelegt und daher auch für die Diskussion notwendig.

Michael Karjalainen-Dräger
20/10/2015 15:49:23

Ja, Bastian, so ist es! Und das stellt einen eklatanten Rechtsbruch, nämlich eine Verletzung der Kinder- und Menschenrechte dar. Was ich mit meinem Kommentar sagen wollte ist, dass es wichtig ist, jedeN das ihre/seine beitragen zu lassen, um einen Wandel einzuleiten. Wir sollten uns nicht in Grabenkämpfen verbrauchen, sondern uns an verschiedenen Stellen und aus verschiedenen Perspektiven für diesen Wandel einsetzen.

Jana Metwli
19/10/2015 22:30:45

In der obigen Debatte kommt nicht vor, was Bertrand Stern ein Tabu unserer Gesellschaft nennt, nämlich das Infragestellen des Systems "Schule" ansich, - die Psychologie kennt das als "Identifikation mit dem Täter", und ich kenne das aus meiner Nachbarschaft und weiteren Familie. Der Glaube, ohne Schule keine Zukunft zu haben, sitzt derartig tief, das es richtig Angst macht, mit diesem Tabu-Thema konfrontiert zu werden.
Dass aber die GANZE GESELLSCHAFT vom System "Schule" geprägt ist und damit Verursacher der meisten Probleme, die wir auf der Erde haben, ist für mich der Punkt, an dem wir ansetzen sollten, um ALLES zu verändern: den Menschen die Angst nehmen, Aufklärung betreiben, Gespräche statt Krieg...
und Liebe statt Angst (s. der Film "Alphabet" v. Erwin Wagenhöfer - "Angst oder Liebe").

Antwort
Bastiaan Zapf
20/10/2015 14:20:41

Jana, ich nenne das benannte in diesem Kontext das "Stockholm-Syndrom"... Aber Du hast Recht, dieser Zusammenhang wurde hier noch nicht ausdrücklich beleuchtet.

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
20/10/2015 15:50:22

Danke für diese wichtige Ergänzung!

Antwort
Bastiaan Zapf
28/10/2015 10:24:43

In Antwort auf den obenstehenden Beitrag von "Soja":

"1. Sie fordern, dass ein_e Schüler_in selbst entscheiden kann, ob Sie eine Schule besuchen will oder nicht."

Vermutlich ist das eine Übertreibung. Selbstverständlich würde eine solche Entscheidung nur getroffen werden können, wenn alle relevanten Informationen zur Verfügung stehen. Die Information, dass ausserhalb der Schule nicht der Untergang des Abendlandes lauert, halte ich in diesem Kontext für relevant.

"Der Schulbesuch bringt verschieden Erfahrungen mit sich, die erst im Laufe der Zeit gemacht werden können."

Das ist ein Allgemeinplatz und damit weit entfernt von einem Argument. Auch das fernbleiben von einer Schule bringt verschiedene Erfahrungen mit sich usw.

"Ich denke, dass Schüler_innen diese Zeit brauchen, denn, wenn sie nicht eigene Schulerfahrungen gemacht haben, können sie auch nicht entscheiden, ob dieses System für sie geeignet ist."

Wer sagt denn, dass man diese Entscheidung erst nach mehreren Jahren der Beschulung überhaupt sinnvoll ist? In meinem Fall hätte ich diese schon nach 5 oder 6 Jahren getroffen.

"Das die Schulpflicht ein lange Dauer hat begründe ich mit dem Umfang, den der schulische Inhalt bietet."

Und damit weichen Sie von dem Vorschlag ab, über die Form zu reden, statt über den Inhalt. Wer hat denn diese Lehrpläne geschrieben und warum?

"Ohne Frage werden auch Themen behandelt, die nicht alle Schüler_innen interessieren. Ich finde es allerdings wichtig, dass auch diese behandelt werden, da dadurch die unterschiedlichen aus Meiner Sicht „Weltanschauungen“ den Schüler_innen vorgestellt werden."

Menschen haben unterschiedliche Weltanschauungen. Das erkennt man schon daran, dass Lehrer in diesem System Gewalt gegen Minderjährige befürworten, während der größte Teil der Menschheit solche Mittel ablehnt. Vor allem heiligt der genannte Zweck nicht dieses Mittel.

"Schüler_innen können dann eine Neugier entwickeln, die ohne Schule nicht stattfinden würde, da ihnen zu bestimmten Inhalten kein Zugang möglich wäre."

Es ist richtig, dass innerhalb von Schulen zu bestimmten Inhalten kein Zugang möglich ist. Stichworte sind da "Smartphoneverbot" (Informationsfreiheit) und "Lernen in gleichaltrigen Gruppen" (Kommunikation mit andersaltrigen verboten). Zu welchen Inhalten sollen Schüler_innen Ihrer Meinung nach Zugang erhalten, und warum soll es zum Argument werden, dass die meisten Kanäle gesperrt werden? Der Vorwand ist dort ja, dass die von der Schule "vermittelten" ("aufgenötigt" wäre das bessere Wort) Inhalte in irgendeiner Form eher relevant seien als jene, die Kinder und Jugendliche ausserhalb der Schule aufnehmen würden. Wie dieser Eindruck zustande kommen kann, erklärt sich mir nicht. Jedenfalls hat die sattsam bekannte Form der Schulen nicht verhindert, dass ihre ehemaligen Schüler wieder einmal Häuser anzünden, in denen sie Feinde vermuten.

"Ich selbst bin selten gern zu Schule gegangen."

Das mag erklären, warum Sie hier schreiben, nicht aber, warum jemand anderes in dieselbe Falle tappen sollte.

"Rückblickend bin ich jedoch froh dort gewesen zu sein, da ich dadurch zu meinem jetzigen Beruf gekommen bin."

Der da wäre?

"2. Sie sprechen Kinder- und Menschenrechte an. Ich selbst bin kein Jurist."

Das merkt man.

"Aus meiner Sicht lässt sich mit den Kinder- und Menschenrechte allerdings auch die Gegenposition begründen, denn die Schule bietet eine Basis für das Recht auf Bildung, Recht auf kulturelles Leben, Recht auf Arbeit, Recht auf einen angemessenen Lebensstandard usw., da in der Schule eine Auseinandersetzung mit wesentlichen Inhalten stattfindet."

In der Sprache der Juristen ist also für Sie das "Recht auf Bildung" (das genau wo kodifiziert wäre?) eine übergeordnete Norm, die nach Ihrer Abwägung etliche Menschenrechte brechen muss.

Abseits der Tatsache, dass wir hier über eine gewaltsam durchgesetzte Pflicht reden - was ziemlich genau das Gegenteil eines "Rechts" ist - behaupten Sie ja, dass weitere Rechte, die man nicht im Grundgesetz findet (man könnte hier also von Luxus sprechen), nur durch dieses Opfer der Freiheit der Kinder zustande kommen kann.

Selbst, wenn das der Fall sein sollte, würde das deutlich zeigen, wo diese Gesellschaft Ihrer Meinung nach angekommen ist. In einem Zustand umfassender Alternativlosigkeit.

Mit Irvine Welsh gesprochen:

'Sag "ja" zum Leben, sag "ja" zum Job, sag "ja" zur Karriere, sag "ja" zur Familie. Sag "ja" zu einem pervers großen Fernseher. Sag "ja" zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag "ja" zu Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag "ja" zur Bausparkasse, sag "ja" zur ersten Eigentumswohnung, sag "ja" zu den richtigen Fr

Antwort
Bastiaan Zapf
28/10/2015 10:28:23

Leider wird mein letzter Kommentar ungefähr bei der Hälfte abgeschnitten. Ich kann den Rest des Textes nicht rekonstruieren, vielleicht kann das aber der Betreiber des Blog.

Antwort
Michael Karjalainen-Dräger
28/10/2015 11:39:09

Lieber Bastiaan Zapf! Ich habe mit meinen Möglichkeiten als Anwender den fehlenden Text leider nicht rekonstruieren können. Das ist jammerschade, ist er doch so inhaltsvoll und informativ. Vom Betreiber habe ich den Hinweis bekommen, dass bei längeren Blogbeiträgen bzw. Kommentaren empfohlen wird, diesen in einem Textverarbeitungsprogramm zu schreiben und dann hineinzukopieren. Auch ich hatte in letzter Zeit öfter das Problem, das Texte nicht vollständig gespeichert wurden.

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    Michael Karjalainen-Dräger

    diplomierter Pädagoge und Bachelor of Education war 10 Jahre im öffentlichen Schulwesen in Wien als Lehrer tätig, danach 3 Jahre lang Leiter einer von ihm gegründeten "freien" Schule in Niederösterreich. Seit 2013 trainiert er Menschen, die jungen Menschen freie Bildungs-Räume öffnen wollen.
    Im Jahr 2015 hat er sich auf den Weg zu den "Landschaften der freien Bildung" (Bertrand Stern) gemacht und im September 2016 den bildungsRaum für junge Menschen ab 5 gegründet.

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